La Tortura – Sommercamp 2015

Um 09:00 Uhr kamen alle Teilnehmer an der WingTsun-Akademie in Bad Wildungen zusammen und machten untereinander Bekanntschaft. Viele Teilnehmer kannten sich schon von dem gemeinsamen Training oder von vorhergegangenen Lehrgängen, sodass gleich eine vertraute Atmosphäre entstand. Neue Gesichter, aus teilweise fern angereisten Schulen, konnten sich somit schnell in die Gruppe einfinden

Nach den Formalien wurden Fahrgemeinschaften zu der ersten Freizeitaktivität gegründet. Auf dem Plan stand Bogenschießen im nahe gelegenen Affoldern. Nach Einweisung durch unsere fachkundige Trainerin Manuela ging es in den Waldparcours des Bogenschießvereins. Geschossen wurde auf Zielscheiben und auf Kunststoffattrappen aus unterschiedlichster Entfernung. Durch hilfreiche Tipps und Tricks hatten alle den Dreh recht schnell raus. Die Zeit verging wie im Flug! Um 12:00 Uhr ging es dann gemeinsam zurück zur Akademie.

Struktur ist nicht alles, aber ohne eine gute Struktur ist alles nichts. Passend hierzu hatte Sifu Cosimo die erste Einheit diesem wichtigen Thema des WingTsun gewidmet. Es ging um den richtigen Stand, das richtige Bewegen und um die Struktur und Balance im eigenen Körper. Grundsätzliche Verteidigungsübungen aus dem modernen WingTsun brachten alle Teilnehmer zum Schwitzen und rundeten den Tag ab.

Um auch den Körper auf die physische Belastung der kommenden Tage vorzubereiten, starteten wir am Morgen des zweiten Tages mit einer Einheit ChiKung. Regina brachte die Gruppe mit Kräftigungsübungen und mit Übungen für die Körpereinheit gut zum Schwitzen. Hierbei knüpfte sie unmittelbar an die Punkte an, die am Tag zuvor in der Unterrichtseinheit zur Körperstruktur vermittelt wurden. Selbstverständlich gehörten auch einige Dehnungs- und Ansteuerungsübungen zu dem Programm, dass sich bis in die Mittagsstunden erstreckte.

Nachdem der Schwerpunkt am Vortag auf der Verteidigung lag, ging es nun um das richtige Angreifen. Das Timing mit sich selbst, die richtige Ansteuerung und vor allem die richtige Körperstruktur waren die essenziellen Inhalte des Tages. Da die Angriffe mit diesem Wissen deutlich kerniger als am Vortag waren, ging es erneut in die Partnerübungen. Hier wurde abwechselnd das Angreifen und das Verteidigen geübt. Je besser die Angriffe, umso effektiver ist das Training der Verteidigung.

„Grab your arms, gentlemen!“ hieß es am Mittwoch Morgen. Aufgrund der unterschiedlichen Wissensstände im bewaffneten Kampf wurden die Teilnehmer aufgeteilt. Die Anfänger wurden von Lukas unterrichtet, die Fortgeschrittenen von Sifu Cosimo. In der Gruppe für die Anfänger ging es nach einem ausgiebigen Warm-Up um das Thema Distanz beim Angreifen. Später lernten die Teilnehmer sogar die ersten Konter. Bei Sifu Cosimo hingegen ging es um Sparring-Drills mit Schwerpunkt auf dem Dachkonter und einer Stichabwehr.

Diese Einheit widmete Sifu Cosimo ganz den traditionellen WingTsun-Angriffen aus dem Lat-Sao („Freie Hände“ ∼ Freikampf) Programm. Während es am Montag und Dienstag mehr um Fähigkeiten ging, ging es in dieser Einheit vielmehr um Fertigkeiten, die schon vor vielen Jahren in der EWTO unterrichtet wurden. Tradition und Moderne stehen hier keineswegs im Widerspruch, sondern ergänzen sich hervorragend. Manche Teilnehmer waren überrascht Dinge zu entdecken, die sie sonst nur aus den modernen Unterrichtsprogrammen kannten.

Am Donnerstag ging es hoch hinaus im Kletterpark Nordhessen des deutschen Alpenvereins. Auch hier kommt es auf Körpereinheit an, um sich geschickt und sicher an den Kletterwänden hochzuarbeiten. Besonders an den hohen Kletterwänden kam es bei der Sicherung des Kletterpartners auf Teamwork an. Gemeinsam haben sich alle an ihre Grenzen getraut und oftmals mehr geschafft, als sie sich am Anfang zugetraut haben.

In der WingTsun-Einheit am Nachmittag wurde die Kampfdistanz ein wenig verkürzt. Der Schwerpunkt lag auf Techniken in der Ellenbogen- und Kniedistanz. Besonders wichtig ist hier die Rumpfgewandtheit und ein gutes Timing. Gerade wenn die Distanz enger wird, ist es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren. Nach einigen Vorübungen wurden die Inhalte in den Angriffsdrill von den Vortagen eingebaut. Abgerundet wurden die Techniken mit Hebeln und Würfen, sodass der Angreifer kontrolliert zu Boden ging.

Mark Davis, der Cheftrainer der Paderborn Wombats, war für diesen Morgen der Gastreferent zum Thema Bodenkampf. Mark hat die Kenntnisse der Gruppe gut eingeschätzt und tolle Techniken gezeigt, die jedem das Thema Bodekampf etwas näher brachten. Viele Ideen und Konzepte des Luta-Livre kamen den fortgeschrittenen WingTsun’lern bekannt vor, auch wenn die Herangehensweise und die Zielsetzung oftmals eine andere ist als im Wettkampfsport. Alle Teilnehmer kamen gut ins Schwitzen und gingen glücklich und zufrieden in die Mittagspause.

Der Nachmittag wurde von Dai-Sifu Thomas Schrön (8. Meistergrad) gestaltet. Dai-Sifu Thomas griff die Themen der Woche noch einmal auf und zeigte viele Übungen, die das bereits gelernte noch einmal vertieften. Auch andere WingTsun-Meister aus der Umgebung besuchten den Lehrgang und trainierten fleißig mit. Am Ende des Tages kitzelte Meister Thomas noch einmal alles aus den Teilnehmern heraus: Bei einem Schlag- und Trittkrafttraining bei 37°C.

Trotz der anfänglich düsteren Wetteraussichten trafen sich alle Teilnehmer am Samstag Morgen zu der angekündigten Kanu-Tour in der WingTsun-Akademie. Das Wetter ließ anfänglich Zweifel an der Tour aufkommen, diese legten sich aber mit dem zunehmend aufklarenden Himmel wieder. Bei der Kanu-Einsatzstelle in Affoldern angekommen, war das Wetter bereits deutlich besser und die ersten Sonnenbrillen wurden wieder aus den Rucksäcken gekramt. Da wir etwas früher als besprochen vor Ort waren, blieb noch genügend Zeit für einen Kaffee und ein kleines Frühstück im nahgelegenen Café. Um 11:00 Uhr ging es nach der Einweisung durch die Profis ins Wasser. Bereits nach wenigen Minuten fühlten sich alle so sicher im Umgang mit den Kanus, dass die Ersten anfingen die anderen Boote mit Wasser zu bespritzen. Die Stimmung war ausgelassen und entspannt und auch das Wetter wendete sich zu einem erstklassigen Sommertag. Wiederholungsgefahr im nächsten Jahr? – Auf jeden Fall! 🙂

In der gesamten Intensivwoche wurden bisher alle Kampfdistanzen besprochen – bis auf die Trittdistanz. Also Schützer an und ab dafür! Wie auch für die Faust- und Ellenbogendistanz hat sich Sifu Cosimo einen Drill aus fünf verschiedensten Tritten ausgedacht. Erst wurde der Angriff geübt, dann die Verteidigung. Die Strategie war identisch mit der Abwehr der Faust- und Ellenbogentechniken. Die Umsetzung war dadurch jedoch nicht weniger anspruchsvoll! Gegen Ende der Trainingseinheit wurden die Schlag- und Trittdistanz kombiniert – der Übende stand inder Mitte und fünf Angreifer positionierten sich um ihn herum. In den letzten Minuten wurde es dann noch einmal schweißtreibend: Ein 10-Minuten-Workout für die Bauchmuskeln. Wer beim anschließendenGrillen „sündigen“ will, der muss bei Sifu Cosimo nunmal erst in Vorleistung gehen! 😉 Ein würdiger Abschluss für das Sommercamp war die Urkundenübergabe für den ersten Lehrergrad an Ricardo Eckstein aus Weimar. Herzlichen Glückwunsch, Ricardo!

Mit Würstchen, Steaks und frischen Salaten ging eine tolle Woche für alle zu Ende. Die Woche wurde noch einmal resümiert, man hat E-Mail Adressen und Telefonnummern ausgetauscht und sich schon jetzt für das kommende Jahr verabredet. Eine anstrengende, aber vor allem spaßige Woche, ging zu Ende und jeder war stolz sein „La Tortura – Surviver T-Shirt“ tragen zu dürfen. Bis zum nächsten Jahr!