Der Elevator (deutsch: Fahrstuhl) Pitch (deutsch: Verkaufsgespräch, Verkaufspräsentation) ist ein sehr kurzes Gespräch, welches sich sozusagen zwischen Tür und Angel abspielt. Ursprünglich kommt der Elevator Pitch aus der Zeit, in der sich der Mitarbeiter in den Fahrstuhl zwängte und den Manager oder Chef von seiner Idee überzeugen musste. Sie hatten dafür maximal die Länge dieser besagten Fahrstuhlfahrt Zeit und daher mussten die wichtigsten Informationen und der Nutzen klar herausgestellt sein. Auch heute geht es mehr und mehr um Effizienz und Zeitersparnis – auch in Themenbereichen in denen es nicht angebracht ist. Der Elevator Pitch ist daher immer noch ein zeitgemäßes Instrument der Kurzpräsentation. Auch wir kommen regelmäßig in Situationen, in denen wir jemandem kurz und knapp von WingTsun berichten und sogar begeistern wollen.
Warum tut man sich so schwer?
Viele WingTsun Hobbyisten und auch Ausbilder sehen eine große Herausforderung darin, das WingTsun in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. Je mehr Dinge man an einer Sache schätzt, umso schwieriger ist es sie in zwei bis drei Sätzen zusammenzufassen. Man hat schlichtweg das Gefühl, man würde seinem Gegenüber wichtige Informationen vorenthalten und schafft es daher nicht die Sache auf den Punkt zu bringen. Zum Glück haben sich bereits andere Menschen in unserem Dachverband Gedanken zu diesem Thema gemacht und bieten uns den idealen Einstiegssatz zu unserem Pitch.
WingTsun ist die kluge Art der Selbstverteidigung. Klug deshalb, weil wir uns das Wissen und die Technik einer über 350 Jahre alten Kampfkunst zunutze machen. Von Formentraining und Partnerübungen bis hin zum freien Kampf und zum sportlichen Workout ist WingTsun eine der facettenreichsten und effektivsten Kampfkünste mit dem Schwerpunkt in der Selbstverteidigung.
Was wurde noch nicht gesagt?
Auch wenn unser Pitch schon viele geballte Informationen enthält, so fallen jedem Insider gleich mehrere Sachen auf die nicht genannt wurden. Es wurde beispielsweise kein Bezug auf die Gemeinschaft unter den Trainierenden genommen oder überhaupt erwähnt, dass WingTsun ein breites Publikum über fast alle Altersklassen bedient. Ebenfalls fand die umfassende Theorie, die verschiedenen Strategien und die Philosophie keine Erwähnung. Auch dass wir von der Trittdistanz über die Faustdistanz bis hin zur Ellenbogen- und Kniedistanz und sogar auch den Kampf am Boden üben, ist im Pitch nicht enthalten. Und dass wir neben der körperlichen Komponente auch das Sprechen, die Mimik und die Gestik in der Vorkampfphase trainieren, fehlt komplett. Es fallen mir spontan noch mehrere Dinge ein, aber letztendlich sind alle Worte nicht viel Wert, wenn euer Gegenüber nicht bereit ist zum Training zu kommen und es einfach auszuprobieren.
Warum muss es eigentlich kompakt sein?
Der Elevator Pitch-Gedanke spiegelt in vielen Teilen die Denkweise unserer Gesellschaft wider. Es muss schnell, auf den Punkt und möglichst kompakt sein. Durch die Reduzierung auf das unbedingt Notwendige geht aber auch ein wichtiger Teil verloren. WingTsun ist eben kein einfacher Selbstverteidigungskurs der nach wenigen Malen langweilig wird, sondern bietet über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Möglichkeit sich zu entwickeln. Ein EWTO Kollege aus Wien hat es vor wenigen Jahren auf den Punkt gebracht: „WingTsun ist kein Lifestyle-Hobby, es ist ein Lifetime-Hobby!“ (Zitat: Sifu Matthias Gold). Möglicherweise geht WingTsun damit nicht mit dem Trend der Zeit in Sachen Freizeitgestaltung – ob das jetzt aber ein Nachteil ist, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Andreas Hülsmann & Sifu Lukas Vahle