Am Sonntag, den 17.04.2016, gab es seitens der EWTO die Möglichkeit sich in Sachen Grappling weiterzubilden. Es war ein schönes Ereignis und es hat mich riesig gefreut Großmeister Gokor und sein Team kennen zu lernen. Über Möglichkeit sich mit Kollegen – ohne Egoprobleme – kampfkunstübergreifend auszutauschen, habe ich mich sehr gefreut.
Wer schon länger dabei ist weiß, dass es in der EWTO nicht immer so war – diese Entwicklung gefällt mir sehr gut! Unser Urteil basiert somit nicht auf Geschichten, sondern auf handfesten Ereignissen und beim Vergleich entdeckt man wo persönliche Schwächen und Stärken liegen und welche unsere Hauptkompetenz im WingTsun ist und auch bleiben sollte.
Den Weg, den wir im Moment gehen, empfinde ich als positiv, sofern die Entwicklung dazu führt dass wir unsere Prinzipien beibehalten und WingTsun weiterhin als Gesamtkonzept weitergeben. Meiner Meinung nach ist unsere Hauptkompetenz die Selbstverteidigung – unabhängig von der Distanz zum Gegner. Diese Hauptkompetenz ist nichts Neues und wurde im Laufe der Jahre über verschiedene wissenschaftliche Methoden unterrichtet.
Programmanpassungen und Erweiterungen der Distanzen gab es schon immer, sei es durch
- die ChiSao-Sektionen von GM LeungTing, die es traditionell nicht gibt
- die LatSao- und ReakTsun-Methoden
- unser neues inneres WingTsun durch GM Kernspecht
- oder das alte Antibodenkampfprogramm von Emin Boztepe.
Es sind gute Ideen um das Training den neuen Anforderungen der Zeit anzupassen und WingTsun als Prinzip wirken zu lassen.
Wenn wir jetzt eine Stufe weitergehen und Grappling als letztes Glied Einzug in die (Schüler-)Lernkette bekommt, heißt es bestimmt nicht dass wir aufhören WingTsun zu betrieben und zu entwickeln und anstatt dessen mit dem Grappling anfangen. Genau das Gegenteil ist hier der Fall! Als Selbstverteidigungsexperten haben wir einen anderen Anspruch an uns: Wir müssen die Schüler für jede Kampfdistanz und alle Eventualitäten vorbereiten. Wir können uns nicht wie bei einem Sport-Kampfstil auf eine oder zwei Distanzen spezialisieren.
Dadurch, dass wir uns mit den verschiedensten Stilen auch praktisch befassen, wissen wir wie WingTsun unter anderen Voraussetzungen funktioniert. Für alle Schüler, die bei uns mit der Ausbildung beginnen, liegt hier ein großer Vorteil! Nur wenn die gegnerischen Angriffe dem Lehrer und Schüler bekannt sind, korrekt und realistisch ausgeführt werden, können wir unser WingTsun immer wieder auf den Prüfstand stellen und uns gemeinsam verbessern.
Diese Idee verfolgen wir übrigens schon seit den 80er Jahren. Von der Kickdistanz bis zum Bodenkampf wurden schon immer alle Distanzen berücksichtigt. Für mich persönlich kein Novum. Genau hier liegt für mich der Vorteil in unserem System: das Prinzip ist in allen Lagen und Distanzen umsetzbar. Wie die Bewegung aussieht, spielt keine große Rolle. Und wie schon unser Großmeister Leung Ting sagte: „Wir können mit WingTsun jede Form annehmen wie ein Wolf im Schafsfell!“